Coop hat ein massives Domain-Problem

Es scheint, dass der grosse Detailhändler Coop, mit fast 30 Milliarden Franken Umsatz, ein Domain-Problem hat. Aufgrund des neuen Convenience Stores „Coop to go„, schrieb ich, dass sich Coop neben der Domain coop-to-go.ch auch die Domain coop2go.ch registrieren sollte. Erst heute berichtete ich über das neue Onlineangebot beschwerdeleicht.ch der Stiftung für Konsumentenschutz und dass jemand die Bindestrich-Domain beschwerde-leicht.ch wegregistriert hat.

LeShop SA gehören viele Coop-Domains

Wie kürzlich berichtet, gehört LeShop SA eine grössere Anzahl an Coop-Domains. Warum sich die Migros-Tochter LeShop diese Domains registrierte, bleibt fraglich. Will sie damit den Markteintritt von Coop erschweren? Will sie die Domains verkaufen? Oder will sie eventuell sogar Emails abfangen? Möglich wäre auch, dass hinter den Inhaberdaten gar nicht LeShop steckt, sondern das ein getäuschter Eintrag sein könnte. Die exakten Inhaberdaten, die gleichen Nameserver sowie der gleiche Registrar sprechen aber eher dagegen.

Wem gehören die Domains wwwCoopZeitung.ch und Coop-Supercard.ch?

Nach CoopZeitung und Coop-Supercard wird in der Schweiz monatlich je 22’200 Mal bei Google gesucht. Das sind zusammen pro Jahr über 5 Millionen Suchanfragen! Viele Internetuser geben diese Begriffe gleich in den Browser ein um vermeintlich schneller ans Ziel zu kommen. Doch wer www.coop-supercard.ch eintippt landet nicht etwa bei Coop, sondern auf einer Landingpage voll mit Werbelinks.
Die Domain coop-supercard.ch gehört nicht Coop, sondern anscheinend einem Deutsch sprechenden Polen. Coop ist aber so lieb und schalte auf dieser Domain schön brav Werbung zu ihrem Supercard-Angebot…

Die Domain coop-supercard.ch gehört „anscheinend“ jemandem in Polen:

coop-supercard inhaber
Coop-supercard.ch gehört jemandem in Polen. (whois nic.ch)

Der Pole verdient an jedem Click – und Coop bezahlt:

coop_supercard

Der alte „Trick“ mit dem www – wwwcoopzeitung.ch

Ein uralter „Trick“ ist, dass man sich eine Markendomain mit dem Prefix www registriert. Ein Firma aus Panama hat sich die Domain wwwcoopzeitung.ch (also: www.wwwcoopzeitung.ch) registriert.

wwwcoopzeitung.ch gehört einer Firma aus Panama

coopzeitung www inhaber

Auch unter dieser Domain schaltet Coop schön brav Werbung. Wäre ja blöd, wenn der Kunde nicht zum Angebot auf Coop findet! Coop bezahlt dem Domaininhaber für jeden Click:

Coop Werbung auf der Domain wwwcoopzeitung.ch

coopzeitung domain www

Wo liegt jetzt das Problem?

Das Problem ist, dass Coop eine geschützte Marke ist und niemand ausser Coop Domains in ihrem geschützten Markenbereich registrieren und verwenden darf. Interessant ist, dass die Domaininhaber sich nicht mal die Mühe machen, Werbung im Markenbereich von Coop auszuschalten. Ganz im Gegenteil, die Domains wurden nur dazu registriert, Geld zu verdienen. Das zeigt auch, dass die Domains über eine Domainbörse zum Kauf angeboten werden, samt ausführlicher Statistik

coopzeitung-sedo

coop-supercard sedo

Beide Domains werden monatlich 130 Mal aufgerufen. Pro Jahr macht das 1’560 Seitenaufrufe. Da der Internetuser exakt nach Coop-Supercard und Coopzeitung sucht, ist von einer Clickrate von 100% auszugehen. Mit der  Domain wwwcoopzeitung.ch werden somit Fr. 400.- pro Jahr generiert (66 Clicks/Mt x 12 x Fr. 0.51). Mit der Domain coop-supercard.ch werden immer noch über Fr. 150.- generiert (64 Clicks/Mt x 12 x Fr. 0,2), total also Fr. 550.- mit nur zwei Domains. Die Werbeeinnahmen werden zwischen Google, dem Parkinganbieter und dem Domaininhaber aufgeteilt. Das macht für den Domaingrabber Einnahmen zwischen Fr. 50.- und Fr. 100.- pro Domain und Jahr! Bei 1’000 Domains kann man somit hochgerechnet ein Jahreseinkommen von bis zu Fr. 100’000.- erzielen – mit Null Aufwand – und diese Leute wohnen noch in Polen und Panama!!!

Suchanfragen pro Monat und Kosten pro Click bei Google Adwords:

coop_Domains_verkauf

Ähnlich sieht es mit der Domain coop-ferien.ch aus. Der Domaininhaber kommt, wie meistens, aus dem Ausland – hier aus China…

coop ferien domain

Die Domain coop-kredit.ch gehört einem „Schweizer“ und wird direkt weitergeleitet…

coop kredit

Der Clickpreis ist mit Fr. 24.- auch verlockend hoch…die Zielwebseite dafür erschreckend schlecht:

kredit gubrist

Anscheinend scheint es zu funktionieren, viele Marken-Domains auf die eigene Webseite weiterzuleiten. Diese Fundstücke gehören auch zum oben erwähnten Kreditvermittler:

audi-credit.ch
audi-leasing.ch
bmw-credit.ch
bmw-leasing.ch
ferrari-kredit.ch
porsche-kredit.ch
porsche-leasing.ch
volvo-leasing.ch

Was sollen Telefonnummern in einer Domain? Telefonnummer gehören doch auf eine Webseite…

0443721515.ch
0764530847.ch

Der Typ leistet sich zwei Telefonnummer-Domains, aber die Festnetznummer und die Mobilnummer werden für zwei Firmen gleichzeitig verwendet … grübel grübel…
Und da sagt einer noch, der Mann wäre kein Multitalent! Er versteht sich mit Betonmischen und Kreditvermittlung…

kredit_gubrist telefon

Haben Sie auch ein Domain-Problem?

 

Falls Sie ähnliche Problem mit Domaingrabbing haben, gibt es eine einfach und kostengünstige Lösung. Das Kompetenzzentrum Cybercrime ist darauf spezialisiert, Domains die Markenrechte verletzen, direkt bei der Domainvergabestelle Switch zu sperren. Die verantwortliche Domain-Staatsanwältin ist Frau Sandra Schweingruber. Sie hilft Ihnen gerne weiter, wenn Sie eine Domain schnell und unkompliziert zurückholen möchten. Eine Zivilklage ist im Gegensatz dazu sehr teuer und zeitintensiv.

200 gewaltbereite Jihadisten? Kein Problem, wir haben ja das Kompetenzzentrum Cybercrime!

20Minuten berichtet heute auf ihrer Frontseite, dass in der Schweiz 200 gewaltbereite Jihadisten leben. Der Bund beruhigt und sagt, dass man diese überwacht. Macht euch also keine Sorgen und lebt euer Leben weiter. Für die Überwachung gibt es z.B. das Kompetenzzentrum für Cybercrime in Zürich. Die überwachen das Internet auf mögliche Straftaten. Da gibt es u.a. die Staatsanwältin mit dem Decknamen „Cyber-Sandy„, die es ganz genau nimmt. Wenn ihr z.B. eine Domain auffällt mit, sagen wir mal, Kosmetikwerbung, dann geht Cyber-Sandy zur Domainvergabestelle Switch und beschlagnahmt diese Domain krafts ihrer staatsanwaltlichen Macht und Befugnis. Denn so Kosmetikwerbung (Anmerkung: Google Adword) könnte ja die öffentliche Ordnung oder sogar die Sicherheit von Menschen gefährden!

Jihadisten
Gewaltbereite Jihadisten werden überwacht.

Das Kompetenzzentrum für Cybercrime nimmt also gerne Domains mit Werbelinks in Haft, da diese hochgefährlich sein können. Gewaltbereite Terroristen hingegen überwacht man. Eine Inhaftierung von gefährlichen Jihadisten wäre auch übertrieben. Solange ja keine Straftat vorliegt, kann man auch niemanden einsperren. Wenn aber die erste Bombe explodiert ist und es Tote gibt, kann man diese Leute dann schon ins Gefängnis stecken, aber sicher nicht vorher. Vom Schreibtisch aus ist es halt einfacher Domainnamen in Haft zu nehmen, statt hochgefährliche Terroristen. Dafür heisst es ja auch Cybercrime-Zentrum, die gemütliche Amtsstube für im Internet surfende Polizisten.

Eine Domain kann gemäss dem Kompetenzzentrum Cybercrime die Sicherheit von Menschen gefährden:

Harmlose Domains mit Kosmetikwerbung werden „in Haft“ genommen.

 

Comparis hätte kein Recht auf die Domain compares.ch gehabt!

Im Jahr 2011 zeigte mich der Vergleichsdienst Comparis.ch AG bei der Domainschlichtungsstelle WIPO wegen meiner Domain compares.ch an. Der Krankenkassenrechner, der Hundert Millionen im Jahr verdient, scheute keine Kosten und keinen Aufwand. Statt mich vorgängig zu kontaktieren und zusammen eine Lösung zu finden, gingen die Leute bei Comparis gleich über die Instanzen. Könnte dahinter ein System liegen? Heute lese ich nämlich, dass der Vergleichsdienst Comparis im Streit um die Domain comparez.ch am Handelsgericht Zürich unterlag.

Comparez.ch und Compares.ch sind praktisch identische Domains

Der Domaininhaber von comparez.ch erstreitete sich vor dem Handelsgericht das Recht, die Domain comparez.ch zu verwenden und verletzt keine Markenrechte von Comparis. Hätte ich ebenfalls den Fall weitergezogen, hätte ich mit meiner Domain compares.ch ebenfalls Recht erhalten! Doch die Comparis.ch AG schlug mit voller Wucht auf mich ein. Ich hatte weder die zeitlichen noch finanziellen Ressourcen, mich gegen die unhaltbaren Vorwürfe zu wehren. Für einen lächerlichen Betrag „verkaufte“ ich dann die Domain an den streitführenden Anwalt (und nicht etwa Comparis!).

Das kann auch eine Methode sein, kostengünstig an schöne Domains zu kommen.

Gerichtsurteil Handelsgericht Zürich Fall Comparis – comparez.ch (pdf)