Unternehmens(un)kultur: Wenn Mitarbeiter zu „Ja-Sagern“ werden. Beitrag von der Agentur belmedia GmbH

Die Agentur belmedia GmbH hat diesen Beitrag dank Facebook gewonnen:

Da kommt er. Jetzt schnell Tarntracht aufsetzen, die innere Mitte finden. Gerade noch habe ich mit Kollegen über ihn gelästert, über seine Beratungsresistenz und seinen Opportunismus. Doch im nächsten Moment bin ich die honigkuchenpferdgrinsende Inkarnation des perfekten Bauchpinslers: „Ich bin ganz Ihrer Meinung, Chef. Wird gemacht, Chef.“

Wer solche Szenen als Alltag erlebt, hat innerlich schon gekündigt. Ist zum Ja-Sager geworden, für den innere Werte und Berufsethos zu zwei verschiedenen Welten geworden sind. Leider sind es nicht wenige, denen es so ergeht. Schuld sind die Firmen, die ihre Mitarbeiter durch unternehmerische Unkultur zu Abnickern machen. Eigene Meinungen? Uninteressant. Individuelle Ansprache und Förderung? Ein Fall für die Waldorfschule, nicht für die Wirtschaft! Oder?

Ein Vergleich zwischen der Schweiz und Deutschland spricht hier Bände. Die beiden Nachbarn haben viele Tugenden gemeinsam, darunter Fleiss, Präzision und Innovationskraft. Beim sogenannten „Mitarbeiter-Engagement“, also der emotionalen Bindung des Personals an ihr Unternehmen, schneiden die beiden Länder so unterschiedlich ab wie man es sich nur vorstellen kann.

Die Schweiz als Vorbild

Die Schweiz sticht seit Jahren in Sachen Mitarbeiter-Engagement hervor. Laut einer Towers Watson-Studie von 2010 sehen sich 76 % der Schweizer Befragten emotional stark oder sehr stark an ihr Unternehmen gebunden – einer der besten Werte im Europa-Vergleich. Im krassen Gegensatz dazu haben sich in Deutschland mehr als 60 % der Mitarbeiter innerlich von ihrer Firma verabschiedet, wie eine Untersuchung von Gallup Anfang 2013 herausbrachte. Nur 15 % der Befragten deutschen Arbeitnehmer haben demnach ein hohes Engagement.

Bei der Frage der emotionalen Bindung geht es nicht um Fragen der Sympathie oder Sentimentalität, sondern, wie es der englische Begriff engagement gut ausdrückt, um den Einsatz der Mitarbeiter. Nur wer emotional eine Verbindung zum Unternehmen hat, kann auch Höchstleistungen bringen. Insofern liegt hier für die Firmen ein gewaltiges Potenzial verborgen. Doch woher kommt eigentlich mangelndes Engagement?

Auch hier gibt der Vergleich Schweiz-Deutschland wieder Aufschluss. Gemäss der Towers Watson-Studie haben Schweizer Arbeitnehmer eine weit überdurchschnittliche Autonomie bei der Gestaltung ihrer Arbeit sowie hohe Partizipationsmöglichkeiten. Sie verfügen zudem über sehr gute Weiterbildungsmöglichkeiten. Am wichtigsten jedoch erscheint, dass sehr viele den Umgang der Führungsetage mit Mitarbeitern als respekt- und vertrauensvoll bezeichnen.

Deutschland: Unpersönliche Unkultur

Und genau diese Unternehmenskultur fehlt in Deutschland offensichtlich flächendeckend. Schlüsselfiguren in diesem Drama sind stets die direkten Vorgesetzten. Durch fehlendes Lob oder zum Teil überhaupt nicht vorhandenes Feedback sowie Nicht-Einbeziehen der Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse sorgen die Chefs für eine Abstumpfung ihres Personals. Die Misere fängt oft schon bei den Einstellungsverfahren an, wo nur akademische Titel, nicht aber gewisse Softskills oder ungewöhnliche Lebensläufe zählen – Querdenker könnten am Ende noch frischen Wind in den gewohnten Alltagstrott bringen.

Wer so mit seinen Mitarbeitern umgeht, erstickt Innovationen im Keim. Denn wenn Menschen permanent gegen Wände laufen oder in ihrer Persönlichkeit und Eigenart nicht wahrgenommen werden, schalten sie auf Resignation. Sie ziehen sich zurück, scheuen jede Konfrontation mit dem Vorgesetzten. Damit geht diesem eine wichtige Quelle für Rückmeldungen und Einschätzungen verloren. Die Folge sind Fehlentwicklungen im Unternehmen sowie fehlende Innovationskraft. Denn Innovationen leben davon, dass laut gedacht, diskutiert und auch verworfen werden kann.

Einzelmassnahmen kreieren noch keine Unternehmenskultur

Als ob sie es spüren würden, dass Menschen doch keine androiden Roboter sind, investieren manche Unternehmen aus einem vagen schlechten Gewissen heraus in Einzel-Gimmicks für ihre Mitarbeiter. Doch ein resignierter Arbeitnehmer braucht weder Tischkicker noch Massagestuhl. Er braucht Anerkennung. Teamwork. Gestaltungsmöglichkeiten. Und natürlich auch ein angemessenes Gehalt. Doch das sollte einen Lohn für getane Arbeit und kein Schmerzensgeld darstellen.

Die vernachlässigte Mitarbeiterförderung macht sich übrigens – um beim Geld zu bleiben – auch monetär schmerzlich bemerkbar. Wer seine Internen vergrault, muss bald für teures Geld extern einkaufen. Eine ganze Industrie verdient mit zugekauftem Know-How Abermillionen. Von Nachhaltigkeit für die ordernden Unternehmen kann jedoch keine Rede sein. Externes Expertenwissen muss immer wieder für bare Münze erneuert werden und kann nicht dauerhaft in die Unternehmensabläufe integriert werden.

Einige Tipps zur Verbesserung der Unternehmenskultur

Die folgenden Tipps helfen garantiert, Mitarbeiter zu motivieren:

  • Nehmen Sie sich bewusst Zeit für Mitarbeitergespräche. Vereinbaren Sie rechtzeitig einen Termin. Strukturieren Sie das Gespräch vor. Eine Hilfe dazu finden Sie hier: Business24.ch
  • Binden Sie Mitarbeiter bewusst in Entscheidungs- und Veränderungsprozesse ein.
  • Nehmen Sie Kritik bereitwillig auf. Fordern Sie Ihre Mitarbeiter regelrecht dazu heraus. Nur so können Sie als Führungskraft richtungsweisende Korrekturen erhalten.
  • Loben Sie so viel wie möglich.
  • Legen Sie für Ihr Unternehmen grundlegende Werte fest und kommunizieren Sie diese. Werte verbinden.

 

Agentur belmedia GmbH, Alin Cucu